In letzter Zeit werde ich oft gefragt, was für mich Weiblichkeit bedeutet bzw. wie man heutzutage das Frausein lebt. Das Mysterium Weiblichkeit erforsche ich schon sehr lange – ich frage und hinterfrage, lese und übe. Dabei habe ich sicherlich für mich schon einiges entdecken können und gleichzeitig ahne ich, dass noch so viel im Verborgen liegt und darauf wartet wieder entdeckt, gesehen und gelebt zu werden.
Was ich aber sagen kann ist, dass man Weiblichkeit nicht erklären kann, sondern erfahren und erlebt werden muss. Jedes Mal, wenn du sie verstehen möchtest, entfernst du dich eigentlich von ihr. Weiblichkeit kann man auch nicht mit ein paar Worten beschreiben. Wenn man die alten Vorurteile bezüglich Weiblichkeit weglässt zeigt sich, dass Weiblichkeit für jede Frau etwas anderes bedeutet und doch treffen sich die Begriffe irgendwie immer wieder. Worte wie Liebe, Hingabe, Sanftheit, Geborgenheit, Weisheit, Verbindung mit Gefühlen, Natur … sind es, die sehr oft damit verbunden werden. Ich versuche in drei kurzen Artikeln zu beschreiben was es für mich bedeutet, was ich damit verbinde und DU wirst vielleicht für dich herausfinden was es für DICH bedeutet.
Der Rhythmus …
Für mich hat Weiblichkeit sehr viel mit dem ur-eigenen Rhythmus zu tun, den wir kennen, lieben und leben sollen. In meinen Augen spielt das eine große Rolle auf dem Weg zur Weiblichkeit und ist eine wichtige Sache, die für mich Weiblichkeit wunderbar beschreibt. Wir sind zyklische und rhythmische Wesen – zumindest sollen wir es sein. Alles in uns und an uns bewegt sich, verändert sich, löst sich, es ist ein Wechsel zwischen nach außen und nach innen gehen. Wenn sich die Frau mit ihrem eigenen Rhythmus auseinandersetzt, d.h. mit ihrer Blutung, den Energien, die damit verbunden sind und die in ihr wirken, kommt sie sich und ihrer Weiblichkeit ein großes Stück näher. Die Monatsblutung ist etwas, das zu jeder Frau gehört und durch die man viel über sich erkennen und lernen kann. Wenn wir uns wieder mehr mit unserem eigenen Blut auseinandersetzen, bedeutet das gleichzeitig, sich mit sich selbst und den eigenen und übernommen Tabus und Dogmen auseinanderzusetzen. Obwohl wir in einer modernen Welt leben, wird das Bluten und alles was dazu gehört auch bei uns Frauen teilweise als unnötig, lästig, störend, stinkend, peinlich, schmerzhaft … gesehen und das müssen wir erforschen. Sich ganz ehrlich fragen – was mache ich in dieser Zeit, wenn mein Körper mit Bluten beschäftigt ist, was mache ich davor und während des Blutens und wie stehe ich zu der damit verbundenen Reinigung, wie gehe ich mit dem Schmerz, der Reizbarkeit, den Heulattacken, der Lust, der Sensibilität, der Sinnlichkeit, der Kraft … um. Funktioniere ich einfach wie immer und stöpsle das was raus will mit Tampons oder anderen Dingen zu, um möglichst wenig davon mitzubekommen, dass ich blute oder versuche ich mich mit dem Bluten zu beschäftigen? Wie schon erwähnt, können wir in dieser Zeit sehr viel über uns erfahren. – Welche Klamotten, Farben trage ich in dieser Zeit? Wie müde bin ich? Mag ich Leute um mich oder möchte ich nur mit mir sein? Was esse ich? Wie fühlt es sich an, wenn ich Tampons benutze und wie, wenn ich eine Binde trage? Wie bedürftig bin ich? Wie kann ich mir geben was ich brauche? Und tausende andere Sachen.
Aus-Zeit
Durch eine Heilpraktikerin inspiriert, die über den Rhythmus einer Frau erzählt hat, bin ich vor Jahren dazu gekommen, mir pro Monat immer ein bis zwei Tage Auszeit zu nehmen. Natürlich sind wir alle berufstätig und super beschäftigt, finden auch immer Gründe wieso es nicht gehen könnte, aber – wie sie sagte – ein Tag ist machbar. Meine Kinder waren damals klein und ich dachte „Ein Tag ohne mich und alles stürzt zusammen“. Die Vorstellung mir diese Zeit zu nehmen war für mich so blöd – es klingt einfach absurd. Ich erziehe doch nur die Kinder und blute halt dazu. Wozu brauche ich da einen Tag wo ich nix mache, schlafe, aus dem Fenster schaue, wie soll dadurch meine Kreativität fließen und wie um Himmels Willen soll ich mir dadurch näher kommen. Das waren Fragen, die in mir aufgekommen sind und doch habe ich den Mut gehabt meine „Ausreden “ zu ignorieren und mir diese Tage zu nehmen. Nach anfänglichem schlechten Gewissen ist langsam ein freudiges Gefühl entstanden, weil ich gespürt habe, wie wunderbar es in mir wirkt. Die ersten Monaten habe ich nur geschlafen und war überrascht wie müde ich in dieser Zeit eigentlich bin und dann nahm ich andere Dinge wahr – meinen Eisprung oder jetzt kommt mein Blut, die stagnierte Kreativität, die begonnen hat zu fließen, das Verständnis mir und meinen Launen gegenüber, wie und wann verändere ich meine Essensgewohnheiten. Es war natürlich auch schwer, weil ich dadurch auch mit vielen Dingen konfrontiert worden bin, wie z.B. dem schlechten Gewissen alles wegen meiner Tage stehen und liegen zu lassen.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten ist es aber ein Ritual geworden und aus meiner Nicht-Freude, dass ich menstruiere, ist Freude geworden. Nicht nur über den freien Tag, sondern über die Möglichkeit mir näher zu kommen und mich dadurch besser kennen zu lernen. Ich dachte mir, dass ich alles über mich, meinen Rhythmus und mein Blut weiß, aber es war ein Irrtum. Eine Frau ist wirklich ein Mysterium voller Überraschungen und so war es eigentlich zu erwarten, dass noch was kommen wird.
Der nächste Schritt
Ich habe mich schon auf viele Arten mit meinem Körper beschäftigt als dieser und mein Inneres beschlossen haben, dass es an der Zeit ist, sich mit „Freiem Bluten“ auseinanderzusetzen. Ich habe gewusst, da möchte ich irgendwann mal hin, bereit war ich aber bis jetzt noch nicht. Da es nun sehr klar in mir spürbar war, bin ich dem gefolgt und setzte mich in einer neuen sehr intensiven Art und Weise mit meinem Blut auseinander. Es ist absolut spannend, aufregend, manchmal furchteinflößend für mich, keine Binden oder Tampons zu benutzen, zu lernen auch hierbei auf meinen Körper zu hören, mein Blut zu sammeln und es dann der Erde zurückzugeben. Ich stecke was das betrifft noch in den Kinderschuhen aber ich spüre wirklich sehr intensiv wie viel Kraft und Magie in mir in dieser Zeit steckt und wie nah ich mir bin und auch wie präsent ich in dieser Zeit bin.
Bei jeder Auseinandersetzung mit mir lerne ich was über mich oder entdecke etwas Neues. Manche Tabus lebten trotz meines Wissens in mir auf. Ich habe zwei Söhne, die gerade den eigenen Wandel erleben, die immer schon meine Blutung registriert haben, allerdings ist es jetzt – mit dem freien Bluten – natürlich noch mal was anderes. Ich bin dabei zu lernen mein Blut aufzufangen, das gelingt mir natürlich nicht immer, weshalb ich oft voller Blut bin und das entgeht ihnen auch nicht. Der Jüngere (12 Jahre alt) stellt Fragen: Wieso, Warum, Weshalb. Dem Älteren (14 Jahre alt) ist es natürlich nur peinlich. Dabei habe ich mich erwischt, wie in solchen Momenten meine Schamgefühle hochkommen, wenn ich mit Flecken herumlaufe oder rote Spuren hinterlasse. Das war immer das, was ich mitgekriegt habe von außen – wie peinlich und schmutzig es ist. Gleichzeitig ist mir klar, dass genau das wichtig ist – es meinen Kindern zu zeigen. Es ist nix was ich verstecken sollte, sondern etwas womit man natürlich umgehen soll. Es ist wichtig, dass sie verstehen was es wirklich bedeutet, wenn eine Frau blutet.
Rhythmus verbindet
Ich bin mir sicher, wenn wir Frauen die alten Dogmen hinterfragen und zu unserer Kraft zurückfinden und dieser männlich dominierten Welt zum gesunden Ausgleich zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen verhelfen, wird sich Einiges verändern. Das alles in der Welt nach diesem rhythmischen Prinzip funktioniert, ist nicht nur an der Frau zu sehen, sondern auch an unserer Mutter Erde. Sie erneuert und reinigt sich immer wieder wie eine Frau, hat Jahreszeiten wo es ums Säen, Wachsen, Ernten und Stille geht. Der Tag trägt den Neubeginn, die Geburt und die Sichtbarkeit in sich, die Nacht den Tod, das Loslassen, das nach Innen gehen, es geht dabei um Erholung und Reflektieren und genau das ist der Sinn des weiblichen Rhythmus. Die Mutter Natur hat ihn uns gegeben als Erinnerung an den Ausgleich zwischen hell – dunkel, innen – außen, Aktivität- Passivität, Tag – Nacht, männlich – weiblich. Diesen Ausgleich leben wir Frauen noch nicht einmal annähernd ganz, da wir Frauen noch sehr oft mit unserer Weiblichkeit kämpfen. Dass aber etwas in uns und um uns sich verändert ist schon sichtbar und spürbar, es entstehen immer mehr Frauenkreise, rote Zelte, mit einem Satz – es ist wahrnehmbar, dass wir wieder unser volles weibliches Potential ausleben wollen, was sehr wichtig ist, weil nur mit unserer vollen Kraft und den Schwestern um uns herum können wir zu unserer eigenen und der globalen Heilung beitragen. Indem wir uns unterstützen, helfen, uns miteinander freuen, weinen, halten, voneinander lernen und zusammenhalten.
Wie ich das Thema Körper und Selbstliebe mit der Weiblichkeit verbinde, wirst du in den nächsten Newslettern erfahren.
MS
8. Januar 2022 @ 21:49
Hallo Paulina,
dein letzter Blog Eintrag ist schon exht lange her.
Hast du vor wieder zu schreiben?